Interview duales Studium – Franziska - 12 Jahre danach

Wie es nach dem dualen Studium weitergehen kann

Duales Studium
von Judith am 08.09.2022

Hallo Franziska.

Danke für deine Zeit. Du warst eine der ersten dualen Studenten in Deutschland und hast deinen Abschluss vor über 12 Jahren gemacht. Du hast dich für das ausbildungsintegrierende duale Studium entschieden. Es ist schön, dass wir mit jemandem sprechen können, der mit ein wenig Zeit und viel Erfahrung auf diese Zeit zurückblicken kann!

Was genau hast du denn studiert und welche Ausbildung hast du gemacht?

Industriekauffrau und Bachelor of Business Administration.

Warum hast du dich damals für dieses duale Studium entschieden?

Im letzten Schuljahr habe ich verschiedene Ausbildungsfelder in Betracht gezogen und überlegt, wie es für mich nach dem Abitur weiter gehen könnte. Eine Option war sicherlich Betriebswirtschaftslehre. Dass ich am Ende bei diesem dualen Studiengang gelandet bin, war eher Zufall. Meine Mutter ist über die Annonce gestolpert und hat mich gefragt, ob das nicht interessant wäre. Warum nicht, ich hatte ja nichts zu verlieren. Zwei Tage später war meine Bewerbung in der Post.

Ging es während des dualen Studiums für dich ins Ausland? Wenn ja – wohin und wie war das?

Ich hatte zwei (freiwillige) Auslandsaufenthalte in dieser Zeit. Ich habe drei Monate in England, in der Nähe von London, verbracht und anschließend zwei Monate in Prag. Ich habe die Zeit sehr genossen, schließlich war es die erste längere Zeit im Ausland für mich. England war definitiv eine wertvolle Erfahrung, vor allem, weil es mir die Möglichkeit bot mein doch eher schlechtes Schulenglisch zu verbessern. Im Nachhinein betrachtet war das sicher der größte Vorteil. Meine Zeit in Prag war in dieser Hinsicht sicherlich herausfordernder. Die große Sprachbarriere war teilweise sehr Kräfte zehrend, sowohl im beruflichen Kontext als auch im Alltag.

Wenn du die Zeit des dualen Studiums mit 3 Wörtern beschreiben müsstest – welche wären es?

  • Berufliche Erfahrung
  • Finanzielle Unabhängigkeit
  • Freundschaften fürs Leben

Was war das Beste an dem dualen Studium?

Das Gefühl von Sicherheit und Gemeinschaft. Es gab natürlich einen relativ festen Fahrplan für die drei Jahre. Das heißt auch, dass sich jemand Gedanken gemacht hatte, wie wir als Studenten den größtmöglichen Nutzen aus einem solchen Programm ziehen können. Allerdings spielte natürlich auch finanzielle Sicherheit eine entscheidende Rolle. Zudem waren wir eine kleine Gruppe von 34 Studenten in unserem Jahrgang – eine recht überschaubare Anzahl. Allerdings bildete dieser kleine Kreis auch eine starke Gemeinschaft, in der man sich gut austauschen konnte.

Gab es etwas, was dir so gar nicht gefallen hat? Wenn ja, was war das?

Es ist sehr viel vordefiniert und man hatte wenig Spielraum, eigenverantwortlich Schwerpunkte zu setzen. In der damaligen Situation war es nicht unbedingt ein Nachteil, weil es unsere Augen für so viele Facetten des Geschäftsalltags geöffnet hat. Allerdings hätte ich aus heutiger Sicht vielleicht einige meiner Praxisphasen oder Studienschwerpunkte anders gewählt, hätte ich die Möglichkeit gehabt.

Musstest du wegen des dualen Studiums auf etwas verzichten?

Der eher straffe Zeitplan ermöglicht kein Studentenleben im herkömmlichen Sinn. Da die Tage recht voll und durchgeplant waren gehörten exzessive Partynächte und Freizeitgestaltung eher zur Seltenheit.

Rückblickend betrachtet– würdest du es wieder tun?

Für mich war es die richtige Entscheidung, da ich nicht so sehr das Bedürfnis hatte mich auszuprobieren, um meine Interessen zu finden. Trotzdem hatte ich in dem Rahmen des dualen Studiums die Möglichkeit, verschiedene Bereiche innerhalb des Unternehmens kennenzulernen.

Alle reden von den guten Chancen auf dem Arbeitsmarkt für duale Studenten. Wie ging es bei dir weiter nach dem Studium?

Nach dem Studium habe ich in meinem Ausbildungsbetrieb eine feste Stelle im Vertrieb angefangen. Allerdings habe ich nach einem Jahr gemerkt, dass ich mich gern noch weiter entwickeln möchte und mich für ein Masterstudium in Dänemark an einer Business School entschieden. Nach erfolgreichem Abschluss habe ich hier in Kopenhagen eine feste Stelle im Marketing begonnen. In den ersten fünf Jahren habe ich verschiedene Stellen im Bereich Marketing und Vertrieb übernommen, bevor ich Führungsverantwortung für ein 10-köpfiges Marketingteam angeboten bekam.

Was meinst du: Wärst du auch mit einer anderen Ausbildung da gelandet, wo du jetzt stehst?

Ich gehe davon aus, dass mein Weg wahrscheinlich ähnlich verlaufen wäre. Allerdings war die Berufserfahrung, die ich während des dualen Studiums sammeln konnte, sicherlich wertvoll. Auf diese Art und Weise blieb mir der Praktikumsmarathon nach dem Berufseinstieg erspart, um den viele Universitätsabsolventen nicht umherkommen.

Was würdest du dualen Studenten mit auf den Weg geben?

Es ist eine wunderbare Möglichkeit schnell umfangreiche Erfahrung zu sammeln und sich im Berufsleben zu etablieren. Allerdings profitieren aus meiner Sicht vor allem Studenten, die sich bei der Wahl ihres Interessenfeldes recht sicher sind. Wer mit dem Gedanken spielt, sich breit gefächert ausprobieren zu wollen, um seine wahre Leidenschaft zu finden, wird das System wahrscheinlich als zu unflexibel empfinden.

Wenn du mit einem Satz dein persönliches „Duales Studium Fazit“ ziehen müsstest – wie würde es lauten?

Für mich überwiegen die Vorteile ganz klar. Ich bin dankbar, dass ich diese Erfahrung machen konnte.

 

Liebe Franziska, danke für dieses Gespräch und die Erfahrungen, die du mit uns geteilt hast!


Alles klar soweit?
Dann auf zur Ausbildungsplatz-Suche!

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